Wir ziehen unsere Schultern hoch, wenn wir uns unwohl fühlen. Wir zucken mit den Schultern, wenn wir nicht weiter wissen. Wir fühlen eine Last auf unseren Schultern, wenn wir uns Sorgen machen. Wir klopfen uns auf die Schulter, wenn wir stolz auf etwas sind. Unsere Schultern können ganz schön viel – und trotzdem gehen wir oft nicht gut genug mit ihnen um!
Wir sitzen lange und in unbequemer Haltung im Büro oder am Schreibtisch, wir sitzen im Auto, wir sitzen zuhause. Dabei wird über längere Zeit in einer starren Position verharrt. Regelmäßige Bewegung und Entspannung gehen in einem stressigen Alltag leider viel zu schnell unter. Am Schreibtisch wird nur die Computermaus bewegt, auf der Autobahn bleiben die Hände ausgestreckt am Lenkrad. Statt dem Fahrrad werden auch für kurze Wege Auto oder Bus in Anspruch genommen, statt mit Sport wird der Feierabend mit dem Fernsehprogramm verbracht. Auch das Phänomen des „Smartphone-Nackens“ ist eine Folge unseres technologieorientierten Alltags: Der Kopf wird über Stunden nach vorne gebeugt, dadurch müssen die Muskeln in Nacken und Schultern das Gewicht ausgleichen und verspannen. Die Kombination aus langem Sitzen, monotonen Bewegungsabläufen und unzureichender körperlicher Bewegung hat weitreichende Folgen: Die Muskeln verspannen, werden schlechter durchblutet und verlieren immer weiter an Dehnbarkeit.
Im Alltag wird auch oft der Faktor Zugluft unterschätzt: Kalte Luft, die an uns vorbei „zieht“, während wir den Kopf starr halten – im Auto, nachts im Bett oder am Schreibtisch neben dem Fenster – gehört zu den typischen Ursachen für einen verspannten Nacken. Während viele belastende Alltagsroutinen eine grundsätzliche Verhaltensänderung erfordern, kann Verspannungen durch Zugluft relativ leicht vorgebeugt werden.
Ganz egal, ob Handtasche, Einkaufstüten oder Kleinkind: Wer zu schwer oder falsch hebt, kann die Folgen schnell in Schultern und Nacken bemerken. Im Alltagschaos überschätzt man leicht, welche Gewichte dem Rücken zugemutet werden können. Nicht nur schweres oder falsches Heben, sondern auch einseitiges Tragen kann die Muskulatur stark beanspruchen. Wer die Handtasche zum Beispiel immer über der gleichen Schulter trägt, wird auf Dauer die andere Schulter automatisch hochziehen, um das zusätzliche Gewicht auszugleichen – langfristig führt diese Fehlhaltung zu einem verspannten Nacken- und Schulterbereich.
Eine trainierte Bauch- und Rückenmuskulatur kann den Belastungen im Alltag – zum Beispiel schweres Heben – besser standhalten. Auch beim Muskelaufbau gilt aber: Nicht zu viel zu schnell wollen! Sonst riskiert man nicht nur Verletzungen beim Sport, sondern als Folge von falschem Training auch verkrampfte und verspannte Muskeln. Besonders bei Kräftigungsübungen – auch mit leichten Gewichten – sollte auf eine saubere Ausführung der Bewegungsabläufe geachtet werden.
Auch Hektik, Stress und Sorgen in Beruf und Alltag können dazu führen, dass wir psychisch angespannt sind und körperlich verspannen. Die sprichwörtliche Last auf den Schultern kann sich tatsächlich auch in den Muskeln bemerkbar machen: „Den Kopf hängen lassen“, „sich kleiner machen“ und „die Schulter hochziehen“ sind genau die Fehlhaltungen, die zu schmerzenden Schultern oder steifem Nacken führen. Die typischen Auslöser für verspannte Muskeln – langes Sitzen, wenig Bewegung, seltene Ruhepausen – treten in stressigen Zeiten noch extremer auf. Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich können daher auch ein wichtiges Alarmsignal sein: Höchste Zeit, einen Gang herunter zu schalten, tief durchzuatmen und Körper und Geist bewusst zu entspannen.